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* sumpfhahn * Räume * Aktivitäten |
Krieg der Sprachen
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vom 1. bis 30.Juni 2007, täglich ab 19.00 Uhr im Kunstraum Sumpfhahn , Koloniestrasse 38, 13359 Berlin). Die Konzerte beginnen um 20.00 Uhr an unterschiedlichen Orten des Soldiner Kiez. Bitte beachten Sie die Sondertermine am 8., 9., 17. und 30. Juni. |
* weiter >> zum Programm ab 01.06.2007 Lageplan pictures |
mit MusikerInnen aus dem Kiez Sean Barrett, Olaf Bugiel, FLAVOUR UNIQUE/Boga & Benjamin, Flammenrausch, Le Pape Guillaume, Roxy, Marlene Jachmann, keller.kind, Klarsicht & Suspect, Joe Kucera, Junior Kennedy, Lärm und Lust, Lizzie Libera, Meteor Motel, Alexander Morhart, Jürgen Nafti, Jörk Lamprecht, Kati Linek mit PING, Olivier Di Placido, Red Rose Duo, Sasha Pushkin, Seitenflügel - Lizzie Libera und Andrej Lakisov, SaN, Wolfram Scheucher, Schnief und Ludi, Spiel mal, Taddy's D.J., Der Tapeman, DJ Workz und VSAANRONVIAGDPIO/2007 |
mit Unterstützung aus dem Kiez Art Laboratory Berlin, Artport, BarArt, Bibliothek am Luisenbad, Cafe Esscapade, Eiswürfel, Fliegendes Atelier Babbelle, Glaskasten, Kiez Boom, Kolonie Wedding, Kulturpalast Wedding, Medienhof, Mild Wedding, Nachbarschaftsetage, Ballhaus Naunynstrasse, PCB, Soldiner Kiez e.V., Soldiner Kiez Forum, Stephanus Kirche, WerkRaumBerlin, zgrzyt |
mit theoretischen Ansätzen zu 'Krieg der Sprachen' Thomas Braukmann, Björn Gottstein, Thomas Kilian, Gregor Maier, Alexander Morhart, Jürgen Nafti, Dorothee Neserke, Karin Pinter-Koschell, Sabine Sanio und Peter Slavik |
- - - - - - - - * Krieg der Sprachen * - - - - - - - - |
Unsere Sprachen schließen einander aus; in einer (durch die soziale Klasse, das Geld, die schulische Herkunft) unterteilten Gesellschaft wirkt auch die Sprache als solche trennend... Nur das Schreiben ... kann jede Arroganz des Systems unterlaufen: Das Schreiben ist atopisch; in bezug auf den Krieg der Sprachen, den es nicht beseitigt, sondern verlagert, nimmt es Lese- und Schreibpraktiken vorweg, in denen das Begehren zirkuliert und nicht die Herrschaft. Roland Barthes, 1973 franz. Zeichen-, Kultur- und Literaturtheoretiker; 1915 - 1980 |
Im Vergleich zu den momentanen gesellschaftlichen Ängsten, wie z.B. Arbeitsmarktmisere, Entsozialisierung, Globalisierung (im Falle der Kulturschaffenden der Rückgang staatlicher Förderungen) und den Utopien John Cages (siehe, z.B., sein allerletzter Text 'Overpopulation and Art') und Herbert Marcuses, Utopien der Arbeitslosigkeit (im Sinne der freien Entfaltung persönlicher Potentiale), finden sich die Fragestellungen wieder, denen das 'Ensemble Zwischentöne' mit seinem Projekt 'Krieg der Sprachen' nachgeht. |
Die Grundidee ist einfach: für den Zeitraum eines Monats wird jeden Abend ein Konzert in der Sumpfhahn Galerie im Soldiner-Kiez, Berlin-Wedding (eines der 17 vom Senat von Berlin festgelegten 'Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf') stattfinden. Die Konzerte bestehen aus zwei Teilen. Zum einen aktuelle Werke Berliner Komponisten (meist für dieses Event geschrieben), gespielt von Mitgliedern des Ensemble Zwischentöne und zum anderen Arbeiten und Stücke von Anwohnern des Kiezes, wie Eigenkompositionen oder Interpretationen populärer Songs bis hin zu Karaoke-Vorstellungen. Ziel des Ensembles ist, geschriebene, gesprochene, bildnerische und musikalische 'Sprachen' nebeneinander zu stellen und den Zusammenhang mit der sozialen Realität zu prüfen, ggf. zu entlarven. Zum Beispiel stellen wir uns vor, der Abend beginnt mit einem neuen Duo von Professor Friedrich Goldmann, gespielt vom Ensemble Mietglieder Kurt König und Dorothee Sporbeck. Nach einer kleinen Pause, in der man vielleicht ein Bier vom Kiez-Kiosk holt, übernimmt die Bühne ein arbeitsloser Kiezbewohner mit seiner Mundharmonika und spielt darauf seine eigenen Versionen seiner fünf Lieblingslieder von Robbie Williams. |
Das Ensemble versucht hiermit mehr als nur das Zusammenbringen dieser sozialen Realitäten (auf der einen Seite die große Gruppe der Ausländer und Arbeitslosen und Studenten, dieses historischen 'Arbeiterviertels' Berlins und andererseits den Berliner Mitgliedern einer internationalen Musikszene). Es wird auch mehr versucht, als die Kluft zwischen den Utopien der Kunst und der entwürdigenden Realität der Arbeitslosigkeit auf performative Weise zu demonstrieren. Das Ensemble sucht danach, im Umfeld aktueller, sozialer Realität sich selbst und seinen Stand neu zu überprüfen. |
Für die einzelnen Konzerte werden Kontakte mit Leuten aus dem Kiez gesucht durch den Galerist der Galerie Sumpfhahn, Michael Pinter-Koschell (Pinter-Koschell ist übrigens selbst sowohl bildender Künstler wie auch Komponist und Musiker der Elektronik-Szene, und als solcher auch bereits an früheren Projekten des Ensemble Zwischentöne beteiligt). Durch die seit einigen Monaten bestehende Galerie und ihre ständige Präsenz in der Problemzone Koloniestraße, macht er fast täglich die Bekanntschaft von Anwohnern aus dem Kiez, vor allem Leute aus sozialen Schichten, die man niemals in - z.B. - einer angesagten Galerie in der Auguststraße antreffen würde. Sowohl der Kiez als auch die 'Szene' sind es, die dabei auf dem Prüfstand stehen. |
Zusätzlich zu den 30 Kiezkünstlern, Anwohnern und Musikern aus Wedding, werden 30 Komponisten als Vertreter der Neue Musikszene Berlins, darum gebeten, das Projekt mit aktuellen Werken zu unterstützen. Daraus bilden wir eine Art Topografie, eine Porträt der Neue Musikszene Berlins – bzw. 'Szene'? Vielleicht besser formuliert: Szenen. Hier handelt es sich nicht nur um den einen 'Krieg der Sprachen' (der zwischen 'ernsthafter Kunst' und 'Straßenkultur'), sondern auch einen zweiten Krieg (der uns wohl bekannter ist): zwischen den fast babelhaften Sprachen der Cliquen, Fraktionen, und Gruppen der 'Neuen Musiker' (von der Klangkunst und Experimentelle Welten, bis zu der Akademischen). |
Die Werke dieser Szenen werden in ihre Länge sehr variieren, vielleicht durchschnittlich von
5 – 60 Minuten. Im allgemeinen sind die Stücke nicht auf einen konventionellen Zeitrahmen
beschränkt. Es werden Stücke aufgeführt, die nur wenige Minuten dauern werden, sowie auch Stücke
die für mehrere Stunden angesetzt sind. Insgesamt werden Solostücke sowohl Stücke mit Elektronik,
wie auch in Ausnahmen Duo, oder Trio-Arbeiten gezeigt. Die Mehrheit der erwarteten Stücke, werden
uraufgeführt. Durch die Präsentation aller Teile auf der selben Bühne (ohne Kompromiss auf jeglicher Seite), versucht das Ensemble eine Situation des Dialogs, oder zumindest Begegnung zwischen Gemeinschaften die kaum oder keinen Kontakt zu einander haben, zu erschaffen. Nochmals Barthes: '[Das Festhalten an den Sprachen unserer sozialen und beruflichen Bezirke] erlaubt uns, uns recht und schlecht an die Zersplitterung unserer Gesellschaft anzupassen.' |
Informationen über Termine und Mitwirkende entnehmen Sie bitte dem Programm. |
gefördert durch Initiative Neue Musik, Deutscher Musikrat, Quartiersmanagement und Kulturamt Mitte |