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Sigi Hrad-Rynda, freischaffende KünstlerIn arbeitet und lebt in Graz/Österreich
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Performance ~ action art ~ Besuch der alten Dame


Es ist durchaus ein Besuch aus dem Diesseits, der in Güllen eintrifft. Es ist die alte Dame Korruption, die sich am Schluss des ersten Aktes mit einem teuflisch siegessicheren 'Ich warte!' ins Hotel zurückzieht, es ist die alte Dame Versuchung, die alte Dame Spekulation auf menschliche Gier – auf die menschliche Bereitschaft, sich auch an unmenschliches und als unmenschlich Erkanntes zu gewöhnen. Und die Reaktion der Güllener Bürger ist die virulent gewordene Ausrede für diese Bereitschaft.
Friedrich Torberg

Die Menschlichkeit ... ist für die Börse der Millionäre geschaffen, mit meiner Finanzkraft leistet man sich eine Weltordnung. Die Welt machte mich zu einer Hure, nun mache ich sie zu einem Bordell. Wer nicht blechen kann, muss hinhalten, will er mit tanzen. Anständig ist nur, wer zahlt, und ich zahle. Güllen für einen Mord, Konjunktur für eine Leiche.
aus: Dürrenmatt, Der Besuch der alten Dame, Neufassung 1980, Diogenes, Seite 91

Sigi Hrad-Rynda - Eine Königin und ihr Reich -
Pragmatisierte Spekulanten, Hundefriseure mit Goldketterln, Pleitiers mit triefenden Blick, früher oder später wanken sie alle heran an Sigis Tisch und zeigen die heimliche Tätowierung, murmeln die Verwünschung, die über ihrem Leben liegt. Sigi zieht sie alle in ihren Bann, all die Zukurzgekommenen, die Unbedarften, die Naiven, die Tragödien mit ihren zerborstenen Flügeln, alle wärmen sich an ihrer Gegenwart, mit ihren hastig vorgetragenen Niederlagen.
Ich liebe diese Füchsin Sigi, die Innereien ihres harten Atomkerns, der sich verbirgt hinter der hundertjährigen Dornenhecke. Sigi ist seit gut dreißig Jahren öffentliche Person, hantiert durch die Öffentlichkeit und zwischendurch auch schon halb erstickt darunter gewesen. Ich habe Sigi, die Künstlerin, schon geliebt als sie unter der Flagge Sigi die Mutter segelte. „Vier Kinder von drei verschiedenen Männern“, das stickte sie auf ihren Gürtel wie das tapferne Schneiderlein seine Geschichte von Sieben auf einen Streich. Der Satz war nichts als eine falsche Spur, die sie legte, ein Schwerthieb gegen die Aufdringlichkeit. Sigi war immer ein braves Mädchen, das man mit einem Gutenachtkuß an der Haustüre ablieferte. Als Gründerin der ersten Kindermalschule in Graz, hatte Sigi den Kindheitswunsch Mutter zu werden zum Archetypus hochstilisiert, und, um der Wahrheit Genüge zu tun, sie hatte, selbst verliebt in dieses Klischee, ihr Künstlerdasein beiseite geschoben.
Doch die Vorsehung warf ihr Prügel in den Weg, dass sie endlich wieder hin getreten wurde auf ihr Talent. Ich kenne keine andere Frau, die so viel über künstlerische Geheimwissenschaften weiß wie sie. Endlich zeigte sie in ihren Bildern wieder diese schwebende Weisheit, die uns Menschen den Tieren und Pflanzen verwandt macht. Das Wissen um diese geheimen Bindungen an die Fröhlichkeit der Götter, das suchen wir, wenn wir uns zu ihr hingezogen fühlen.

nähere Informationen über Sigi Hrad-Rynda und ihre Arbeit/en unter:
www.kulturserver-graz.at www.seccesion.at